Mastdarm und Stuhlentleerung

Mastdarm und Stuhlentleerung
Mastdarm und Stuhlentleerung
 
Der Mast- oder Enddarm (Rectum), der letzte Dickdarmabschnitt, ist für die Speicherung des Stuhls sowie für dessen Entleerung zuständig.
 
 Aufbau des Mastdarms
 
Der obere Abschnitt des Mastdarms wird Ampulle genannt. In diesem Darmabschnitt wird der Stuhl bis zur Ausscheidung gespeichert. Mit dem After (Anus) mündet der Darm nach außen. Damit der Stuhl nicht unentwegt ausgeschieden wird, muss der Mastdarm verschlossen werden. Hierfür ist einerseits der innere Schließmuskel zuständig, der von der Darmmuskulatur selbst gebildet wird und nicht dem Willen unterworfen ist, andererseits der äußere Schließmuskel, der von der Beckenbodenmuskulatur, die den Mastdarm, die Geschlechtsorgane sowie die Harnröhre umgreift, gebildet wird und dessen Kontraktion willentlich gesteuert werden kann. Die Schleimhaut des Rektums ist im oberen Abschnitt wie die übrige Dickdarmschleimhaut aufgebaut, im Bereich des Analkanals besitzt sie Talg- und Schweißdrüsen. Im Analkanal liegen unter der Schleimhaut ringförmig angeordnete Schwellkörper (hämorrhoidale Schwellkörper), die mit Blut gefüllt sind und zur Abdichtung des Anus beitragen. Sie bilden eine sägezahnförmige Linie (Sägezahnlinie oder Linea dentata). Den Übergang zur äußeren Haut bildet die sensible Haut des Analkanals (Anoderm), die dazu beiträgt, den Stuhl zurückzuhalten.
 
 
Die hämorrhoidalen Schwellkörper füllen sich mit Blut, wenn es im Enddarm zur Ansammlung von Stuhl oder Gasen kommt. Beim Stuhlgang werden sie zur Seite gepresst und das Blut fließt aus ihnen zurück in die Kapillaren. Nicht selten kommt es jedoch zur Erweiterung dieser Schwellkörper; das Blut kann nicht mehr vollständig aus den Schwellkörpern zurückfließen. Beim Entleeren des Darms kann es zu Einrissen der Schwellkörper kommen, die sich durch hellrote Blutauflagerungen auf dem Stuhl bemerkbar machen. In diesem Fall spricht man von Hämorrhoiden 1. Grades. Wenn die Schwellkörper beim Stuhlgang aus dem After rutschen, sich aber von selbst wieder zurückziehen, werden sie als Hämorrhoiden 2. Grades bezeichnet. Bei Hämorrhoiden 3. Grades gelangen die Schwellkörper beim Stuhlgang nach außen und müssen wieder zurückgeschoben werden. Bei Hämorrhoiden 4. Grades sind die Schwellkörper nach außen vorgefallen und können nicht mehr zurückgeschoben werden. Meist kommt es nun auch zu unwillkürlichem Stuhlabgang. Harter Stuhl, Verstopfung, wenig Bewegung und eine sitzende Tätigkeit zählen zu den Faktoren, die die Entstehung von Hämorrhoiden begünstigen. Die Behandlung besteht in schweren Fällen in der Verödung des vergrößerten Hämorrhoidalknotens. Dabei wird ein Mittel direkt in den Knoten oder in die darunter liegenden Blutgefäße injiziert, das den Knoten absterben lässt. Bei der Gummibandligatur wird ein Gummiring über den Knoten gezogen, der die Blutzufuhr unterbindet und zum Absterben des Hämorrhoidalknotens führt. Operativ werden Hämorrhoiden ebenfalls entfernt.
 
 Stuhl, Stuhlentleerung und Störungen
 
Der Stuhl setzt sich zum größten Teil aus Wasser und aus Ballaststoffen (unverdaulichen Nahrungsbestandteilen) zusammen. Außerdem enthält er u. a. Bakterien, Fäulnisprodukte und Abbauprodukte, die die Leber über die Galle an den Darm abgibt, um den Körper zu entgiften. Ist die Ampulle des Mastdarms mit Stuhl weitgehend gefüllt, kommt es zum Stuhldrang. In der Ampulle befinden sich Dehnungsrezeptoren, die über die Nerven Rückenmark und Gehirn mitteilen, dass der Stuhl ausgeschieden werden muss. Das vegetative Nervensystem (der Parasympathikus) lässt den inneren Schließmuskel erschlaffen. Ist eine Person noch nicht zur Stuhlentleerung bereit, kann sie den Stuhl zurückhalten, indem sie den äußeren Schließmuskel willentlich kontrahiert. Wenn es zum Stuhlgang kommt, ziehen sich die Längsmuskeln des Mastdarms zusammen, Zwerchfell und Bauchmuskeln werden willentlich angespannt.
 
Unter Durchfall versteht man wässrigen Stuhl häufiger als dreimal pro Tag. Auslöser von akutem Durchfall sind meist Krankheitserreger, chronischer Durchfall ist oft Folge einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Behandelt wird Durchfall je nach Ursache. Wichtig ist, die verloren gegangene Flüssigkeit und Mineralstoffe zu ersetzen. Von Verstopfung spricht man, wenn der Stuhlgang länger als drei Tage auf sich warten lässt. Die Ursache liegt meist in ballaststoffarmer Ernährung; im schlimmsten Fall kann ein Darmverschluss vorliegen. Kann der Stuhl nicht willentlich zurückgehalten werden, spricht man von Inkontinenz. Ursachen sind Hämorrhoiden und Nervenschäden. Zu Blähungen kommt es, wenn die Bakterien im Darm mehr Gase herstellen als üblich. Ausgelöst werden Blähungen durch Nahrungsmittel, die schlecht vertragen werden, aber auch durch Erkrankungen der Leber oder der Bauchspeicheldrüse.

Universal-Lexikon. 2012.

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